Einflussfaktoren

Faktoren, die den Zyklus beeinflussen können

Jede Veränderung der normalen Routine kann theoretisch die Fruchtbarkeit oder den Menstruationszyklus beeinträchtigen. Jedoch können die Auswirkung sehr unterschiedlich ausfallen, in dem beispielsweise nur ein einzelner Tag betroffen ist oder gleich der gesamte Zyklus verändert wird. Da jede Frau ganz unterschiedlich auf Veränderungen reagiert, ist es allgemein wichtig, seinen Zyklus zu kennen und zu beobachten. 

Inhaltsübersicht - Einflussfaktoren

Schlaf-Wach Rhythmus

Viele unserer physiologischen Prozesse arbeiten nach einem festgelegten Rhythmus, einem 24-Stunden Zyklus, dem sogenannten Zirkadianen Rhythmus. Unsere „innere Uhr“ ist mit der Erdrotation synchronisiert. Viele unserer Hormone werden durch diesen Rhythmus beeinflusst: Beispielsweise wird die größte Menge Prolaktin in den Stunden nach dem Schlafengehen produziert, während Testosteron in den Morgenstunden seinen Höchststand erreicht. Unsere innere Uhr beeinflusst unseren Schlaf, das Verdauungssystem, die Körpertemperatur, das Herz und den Blutdruck. Andersherum wird dieser Rhythmus von Faktoren aus unserer Umgebung beeinflusst: Mahlzeiten, Bewegung und Stress. Für die Basaltemperatur ist unsere innere Uhr deshalb essentiell. 

Klinische Studien zeigen, dass die Körperkerntemperatur stark variieren kann, je nachdem, wie viel bzw. wie lange Du geschlafen hast (1). Damit hast Du bei weniger als vier Stunden Schlaf voraussichtlich eine deutlich niedrigere Temperatur als bei mehr als sieben Stunden körperlicher Ruhe. Dieser Temperaturunterschied ist mit dem Biorhythmus zu erklären. Denn nach einer gewissen Zeit müssen – selbst im Schlafzustand – gewisse physiologische Prozesse im Körper wiedereinsetzen, weil sie nicht zu lange ruhen können. Nach wie vielen Stunden Schlaf das der Fall ist, ist individuell verschieden und hängt stark von den Lebensgewohnheiten der jeweiligen Person ab. 

Du kannst jederzeit mit Daysy messen, solange du mindestens 1 Stunde guten Schlaf hattest und sofort nach dem Aufwachen, bevor du aufstehst und aktiv wirst, misst. Wie beschrieben kann eine kürzere oder gestörte Nachtruhe zu Temperaturschwankungen führen, die zusätzliche rote oder gelbe Tage verursachen können. Mehr Informationen findest Du unter: Störfaktor: Die natürlichen Einflüsse

Auf die Genauigkeit von Daysy haben diese Temperaturschwankungen keinen Einfluss. Unsere allgemeine Empfehlung ist, nach dem Aufwachen aus deinem längsten Schlaf der Nacht zu messen.

Die jährliche Zeitumstellung

In Europa wird die Uhr am letzten Sonntag im März um eine Stunde nach vorne (Sommerzeit) und am letzten Sonntag im Oktober wieder eine Stunde zurück (Winterzeit) gestellt. Genau in dieser Zeit kann es zu einigen wenigen sogenannten “Temperaturausreißern” kommen, weil sich unser Körper erst an die neuen Umstände gewöhnen muss. 

Zeitzonen

So schön Reisen auch ist, kann es oft anstrengend und stressig sein. Insbesondere das Reisen durch verschiedene Zeitzonen wird von vielen als besonders unangenehm empfunden, da unsere “innere Uhr” mit dem Geschehen nicht mehr synchron läuft. Je größer der Zeitunterschied, desto schlimmer. Wir kennen dieses Phänomen als “Jetlag”. In den ersten Tagen kann es deshalb zu “Temperaturausreißern” in Deiner Temperaturkurve kommen - das ist ganz normal. In extremen Fällen kann es zur Verschiebung oder sogar zum Ausfallen des Eisprungs kommen. Es gilt die Faustregel, dass wir pro Zeitzone etwa 1 Tag brauchen, um unseren Körper daran zu gewöhnen.

Schichtarbeit

Schichtarbeit ist in den meisten Fällen mit körperlichem Stress verbunden. Normalerweise spiegelt sich dieser Stress in einem gestörten Schlafrhythmus wider. Eine Studie aus dem Jahr 2002 hat gezeigt, dass 50% der Hebammen, die in Schichten arbeiten, Erfahrungen mit irregulären Zyklen haben (2). Zyklische Veränderungen betreffen vor allem die Follikelphase, also die Phase vor dem Eisprung. In den meisten Fällen kam es zu einer Verlängerung der Follikelphase (3). Interessanterweise hatten Hebammen, die immer Nachtschicht gearbeitet hatten,  einen verhältnismäßig kürzeren jedoch konstanten Zyklus (weniger als 25 Tage). Hebammen, die über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren gemischte Schichten gearbeitet haben, hatten die größte Variabilität von Zyklen (3). Längere Zyklen oder Ausreißer werden normalerweise von Daysy kompensiert. Wichtig ist, dass Du regelmäßig misst, damit Daysy möglichst viele Anhaltspunkte zur Berechnung Deiner fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage hat. Bei Schichtarbeit ist es sehr wichtig, dass Du mindestens 4 Stunden durchgehend vor der Messung geschlafen hast.

Stress

Viele Studien haben gezeigt, dass Stress in den verschiedenen Formen Deinen Zyklus direkt beeinflussen kann (4). Die Physiologie hinter Stress ist sehr komplex und in vielen Teilen noch nicht richtig erforscht. Sicher ist, dass vor allem die Nebennierenrinden eine Hauptrolle spielen. Stress (physischer sowie psychischer) spiegelt sich oft in einer verkürzten Lutealphase, also der zweiten Phase des Zyklus, wider. Normalerweise ist die Lutealphase etwa 14 bis 16 Tage lang. Ist diese kürzer als zehn Tage, spricht man von einer Lutealphaseninsuffizienz. 
Progesteron, welches sowohl für den Anstieg der Basaltemperatur als auch für die stärkere Durchblutung der Gebärmutter verantwortlich ist, teilt sich einen Grundbaustein mit Cotrisol, einem Stresshormon, dass in den Nebennierenrinden gebildet wird. Bei chronischem Stress wird viel Cortisol produziert, und das Cortisol schnappt diesen Grundbaustein weg. Dadurch bildet sich weniger Progesteron und es kann zu einer Verkürzung der Lutealphase kommen. 
Eine US Studie ergab, dass Frauen in stressigen Jobs (hoher Leistungsdruck, aber wenig Kontrolle) mehr als das doppelte Risiko einer verkürzten Lutealphase hatten, als Frauen mit einem weniger stressigen Job (5)

Täglicher Sport bis zur Erschöpfung und der damit verbundene körperliche Stress kann ebenso zu einer Veränderung des Zyklus führen. Deshalb sind Zyklen ohne Eisprung bei intensivem Sport weit verbreitet. (6) 

Stressresistenz

Unsere natürliche Resistenz gegen Stress variiert im Laufe des Zyklus und ist rund um den Eisprung sowie in der Lutealphase am niedrigsten. Hintergrund ist, dass sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet und das Immunsystem deshalb relativ moderat agiert. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein Embryo bestehend aus eigenen und fremden Zellen (also genetisch fremd) nicht vom Körper abgestoßen wird (7). Dieser Umstand erklärt ebenfalls, warum Frauen tendenziell eher in der Lutealphase erkranken. 

Gewicht, BMI und der Körperfettanteil

Dein Körpergewicht hat nicht nur einen Einfluss auf Deine allgemeine Gesundheit sondern auch auf Deinen Zyklus. Mit dem Body Mass Index (BMI) kann der Körperfettanteil gut eingeschätzt werden. Der BMI errechnet sich aus der Division des Körpergewichts (in Kilogramm) durch die Größe (in Metern) im Quadrat. Medizinisch gesehen bewegt sich ein normaler BMI zwischen 20-25 kg/m2. Frauen mit einem normalen BMI haben verhältnismäßig die konstantesten Zyklen sowie die wenigsten Eisprungsausfälle. Es ist nicht das Körpergewicht an sich, sondern der Anteil an Körperfett, welcher einen direkten Einfluss auf Deine Fruchtbarkeit und damit auf Deinen Zyklus hat. Das im Körperfett gespeicherte Östrogen trägt zu etwa einem Drittel des gesamten Östrogenhaushaltes bei. 

  • Übergewicht: Übergewichtige (BMI 25-30) oder adipöse (BMI +30) Frauen mit einem hohen Körperfettanteil haben im Verhältnis öfter Zyklen ohne Eisprung. Das im Fett gespeicherte Östrogen sorgt dafür, dass kein Eisprung stattfinden kann. 
  • Untergewicht: Genau anders herum verhält es sich bei Frauen, die untergewichtig sind (BMI <20). Durch den geringen Körperfettanteil kann das Östrogen nicht gespeichert werden, mit der Folge, dass auch weniger Östrogen zur Verfügung steht. Ca. 50% der untergewichtigen Frauen haben irreguläre Zyklen, und oft bleibt die Menstruation aus. Solltest Du unter starkem Untergewicht leiden, ist es für Deine allgemeine Gesundheit sehr wichtig, dass Du Dich medizinisch beraten lässt und unter Umständen Hilfe in Anspruch nimmst. 

All die oben genannten Faktoren sind Ereignisse, die die Berechnung der fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage beeinflussen können. In unser aktuellen Studie „The Performance of a Fertility Tracking Device“ wurde systematisch analysiert wie Daysy mit den physiologischen Veränderungen des individuellen Menstruationszyklus (z.B. Alter, BMI, Zykluslänge, Auslassen von Messungen, hohe vs. niedrige Durchschnittstemperatur, Temperaturschritte) umgehen und welchen direkten Einfluss diese auf die Berechnungen des Algorithmus haben.

Für die Studie wurden insgesamt 107.020 Zyklen von 5.328 Frauen aus Deutschland und der Schweiz berücksichtigt!

Störfaktor: Die natürlichen Einflüsse

Wie Du weißt, hat jede Frau normalerweise einen Eisprung pro Zyklus. Nach dem Eisprung ist die reife Eizelle maximal 18 Stunden befruchtbar. Spermien sind im Körper der Frau unter optimalen Bedingungen (rund um den Eisprung) höchstens fünf Tage bewegungs- und befruchtungsfähig. Zusammengenommen ergibt das ein fruchtbares Fenster von insgesamt sechs Tagen. Das fruchtbare Fenster ist der Zeitraum Deines Zyklus, in dem Du schwanger werden kannst. Da Dein Zyklus ganz normalen Schwankungen unterliegt, daher nicht immer gleich lang ist, berechnet Daysy noch einige individuelle Puffertage hinzu, um das fruchtbare Fenster nicht zu verpassen.

Es war ein Ziel der Studie, heraus zu finden, wie viele der als nicht fruchtbar (grünen) berechneten Tage im individuellen fruchtbaren Fenster lagen. Um sicherzugehen, dass der Eisprung nicht verpasst wurde, wurde das fruchtbare Fenster auf 8 Tage erweitert.

Folgende Szenarien sind in die Analyse eingeflossen:

Szenario Anzahl Zyklen Durchschnitt
ideale Nutzung (> 90% gemessen)  540 94% gemessen
normale Nutzung (> 75% gemessen) 589 87% gemessen
lange Zyklen 279 45 Tage
kurze Zyklen 913 24 Tage
höheres Alter 841 47 Jahre
jüngeres Alter 516 19 Jahre
schwangere Frauen 660 -
unregelmäßige Zyklen 309 Pre-Ov: 25 Tage / Post-OV: 14 Tage
regelmäßige Zyklen 613 Pre-Ov: 14 Tage / Post-OV: 14 Tage
hoher Temperaturanstieg zwischen Pre- und Post-Ovulation 770 Pre-Ov: 36.1°C / Post-OV: 36.4°C
niedriger Temperaturanstieg zwischen Pre- und Post-Ovulation 714 Pre-Ov: 36.3°C / Post-OV: 36.5°C
hoher BMI 536 34
niedriger BMI 767 17
lange Nutzung des Fertility Trackers 1859 2821 Tage
kurze Nutzung des Fertility Trackers 28 65 Tage

Insgesamt wurden gerade 0,6 % der angezeigten Tage grün angezeigt, obwohl sie im fruchtbaren Fenster lagen und somit hätten „rot“ (möglicherweise fruchtbar) sein müssen (siehe Abbildung). Allerdings lagen 50 % dieser „falschen grünen Tage“ fünf Tage vor dem Eisprung und hätten somit nur eine minimale Chance auf eine Schwangerschaft in diesem Zeitraum gehabt.

Störfaktor: Die Anwendung

Zu den ganz natürlichen Faktoren kommen noch die Einflüsse hinzu die durch die Anwendung, daher von Außen beeinflusst werden können. Das ist zum einen die Anzahl der gemessenen Tage und die ganz normale Schwankungsbreite innerhalb des Temperaturverlaufs zwischen den gemessenen Tagen, besser bekannt als Temperatur-Ausreißer.

Temperatur-Ausreißer

Der Hintergrund für solche Störfaktoren kann sehr vielfältig oder eine Kombination aus vielem sein:

  • zu kurze oder gestörte Nachtruhe
  • sehr frühes Aufstehen
  • Schichtarbeit
  • ungewohnter Alkoholgenuss
  • Stress, psychische Belastung, Aufregung
  • Umgebungswechsel (Reisen, Ferien, Urlaub, Klimawechsel)

Das zweite Ziel der Studie war es, herauszufinden welchen Einfluss Temperaturschwankungen auf die Berechnung der fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage hat. Um eine Antwort zu bekommen, wurde Daysy mit vorher festgelegten Temperaturdaten “gefüttert” (siehe Abbildung a-d).

 

 

 

Die Analyse hat ergeben, dass Temperaturschwankungen einen direkten Einfluss auf die Berechnungen von Daysy haben. Wenn diese Schwankungen zwischen den gemessenen Tagen gering sind (siehe Abbildung a), berechnet der Algorithmus mehr grüne (nicht fruchtbare) Tage (56%). Wenn die Schwankungen sehr stark sind (siehe Abbildung d), werden weniger grüne (43%) und mehr gelbe Tage (17%) berechnet - Daysy passt sich den individuellen Umständen an! Im Durschnitt habe Daysy Nutzerinnen Temperaturschwankungen wie in der Abbildung c dargestellt.

Anzahl der nicht gemessenen Tage

Ein weiterer Faktor, der eine Rolle bei der Berechnung der Anzahl von fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage spielt, ist die Menge der gemessenen Tage. Natürlich gibt es immer wieder Tage, an denen Du die Messung ausfallen lässt. Die Gründe können sehr vielfältig sein. Gerade deswegen war es für uns wichtig, zu prüfen welchen Einfluss die Anzahl der gemessenen Tage auf die Berechnung der fruchtbare und nicht fruchtbaren Tage hat. Hierfür wurden die  Datensätze in Gruppen eingeteilt, die jeweis zwischen 0-20 %, 20-40 %, 40-60 % oder 80-100 % aller Tage gemessen hatten.

Gemessen (%) Analysierte Zyklen Anzeige auf Daysy (grün) Anzeige auf Daysy (rot) Anzeige auf Daysy (gelb)
0-20 1842 8,1% 18,4% 73,5%
20-40 5039 16,8% 25,7% 57,4%
40-60 11.915 25,9% 33,6% 40,3%
60-80 23.379 35,4% 39,9% 24,5%
80-100 47.800 42,4% 41,4% 15,9%

Von den 53,1% der Anwenderinnen (insgesamt 47.800 Zyklen), die Daysy während 80-100% ihres Zyklus verwendeten, wurden im Durchschnitt 41% fruchtbare (rote) Tage und 42% nicht fruchtbare (grüne) Tage ermittelt. Die Analyse zeigt, dass Daysy sich individuell an die verschiedenen Situationen anpasst.

Autor: Dr. Niels van de Roemer

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1) Hibi, M. et al. Effect of shortened sleep on energy expenditure, core body temperature and appetite: a human randomised crossover trial. Sci. Rep. 7, 39640 (2017).

2) Labyak, S., Lava, S., Turek, F., and Zee, P. Effects of shiftwork on sleep and menstrual function in nurses. Healthcare for Women International , 23(6–7):703–714, 2002.

3) Attarchi, M., Darkhi, H., Khodarahmian, M., Dolati, M., Kashanian, M., Ghaffari, M., Mirzamohammadi, E., and Mohammadi, S. Characteristics of menstrual cycle in shift workers. Global Journal of Health Sciences , 5(3):163–172, May 2013.

4) Ferin, M. Clinical review 105: Stress and the reproductive cycle. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism , 84(6):1768–1774, Jun 1999.

5) Hatch, M. C., Figa-Talamanca, I., and Salerno, S. Work stress and menstrual patterns among American and Italian nurses. Scandinavian Journal of Work, Environment and Health , 25(2):144–150, Apr 1999.

6) Reilly, T. The menstrual cycle and human performance: An overview. Biological Rhythm Research , 31(1):2000.

7) Pehlivanoglu, B., Balkanci, Z. D., Ridvanagaoglu, A. Y., Durmazlar, N., Ozturk, G., Erbas, D., and Okur, H. Impact of stress, gender and menstrual cycle on immune system: Possible role of nitric oxide. Archives of Physiology and Biochemistry , 109(4):383–387, Oct 2001.