LH - Ovulationstests: Was sie wirklich aussagen und welche Risiken sie bergen

Zu wissen, wann du einen Eisprung hast und fruchtbar bist, ist kinderleicht. Das vermitteln zumindest Anzeigen für Ovulationstests. Einfach den Teststreifen oder das Teststäbchen in den Urin halten, schauen, ob der Test negativ oder positiv ausfällt

Spoiler: Ganz so einfach ist es leider nicht. Aber von Anfang an.

Wie funktionieren Ovulationstests?

Das Prinzip der Ovulationstests ist simpel und einleuchtend: Du misst per Teststäbchen oder Teststreifen sowie einer Kontrolllinie, wie viel vom Luteinisierenden Hormon (LH) in deinem Urin vorhanden ist. LH gehört zu den Hormonen, die deinen Zyklus steuern. Es löst deinen Eisprung aus, ist wichtig für die Ausbildung des Gelbkörpers und der wiederum produziert das Hormon Progesteron.

Der LH-Spiegel schwankt allerdings nicht nur innerhalb des Zyklus, sondern auch von Frau zu Frau – und manchmal bei ein und derselben Frau im Verlauf ihrer fruchtbaren Jahre. Das zeigt sich an folgenden Zahlen:

  • In der ersten Zyklusphase liegt der LH-Normalwert eines gesunden Mädchens oder einer gesunden jüngeren Frau bei 1,9 bis 12,5 internationalen Einheiten pro Liter (kurz: IU/l).
  • Kurz vorm Eisprung, am sogenannten LH-Peak, erfolgt ein deutlicher Anstieg und die Konzentration liegt bei 8,7 bis 76,3 U/l.  Deshalb werden Ovulationstests auch Eisprungtest genannt.
  • Danach sinkt die Konzentration stark ab und liegt in der 2. Zyklushälfte bei 0,5 bis 16,9 U/l1.

Bei Frauen, die Medikamente nehmen müssen, die bis vor kurzem hormonell verhütet haben, die sehr wenig wiegen oder bereits in den Wechseljahren sind, kann das allerdings ganz anders aussehen. Sie können aus LH-Tests wenig bis gar nichts ablesen. Doch dazu später mehr.

Was dein LH-Wert dir sagen will

Gehen wir davon aus, dass bei dir alles in bester Ordnung ist. Du hast in den letzten Monaten keine hormonellen Verhütungsmittel oder Medikamente genommen, fühlst dich rundum fit und willst deine fruchtbarsten Tage ermitteln. Du bestellst also eine Packung mit LH-Ovulationstests, die es ab 20 Cent pro Stück im Internet gibt.

Die Phase für die LH-Tests beginnt zwei Wochen plus drei oder vier Tage vor Beginn deiner erwarteten Periode. Die Faustregel lautet also: Deine Zykluslänge minus 14 Tage minus einige Tage Vorlauf. Bei 28 Tagen wäre dann ein Testbeginn um den 9. Zyklustag herum sinnvoll, bei 36 Tagen um den 18. Zyklustag². Und von nun an testest du täglich zur selben Zeit mit einem Ovulationstest – und zwar solange, bis dein LH-Peak angezeigt wird, der Test positiv ausfällt und der Eisprung folgt.

Wenn alles klappt, zeigt dir dein Ovulationstest dir den höchsten LH-Wert, den LH-Peak, zuverlässig an. Von diesem Zeitpunkt bis zum Eisprung vergehen 24 bis 36 Stunden3. Wenn du ein Baby planst, solltest du also zeitnah ungeschützt Geschlechtsverkehr haben, denn deine Eizelle ist maximal einen Tag befruchtungsfähig. Willst du definitiv (noch) kein Baby, wiege dich dennoch danach bitte nicht in Sicherheit. Denn die Aussagekraft von LH-Tests ist begrenzt. Es ist also durch einen Ovulationstest nicht absolut sicher nachweisbar, wann genau du fruchtbar bist – und zwar aus mehreren Gründen.

Problem 1: Wir Frauen sind nicht alle gleich

Viele Mädchen und Frauen haben leider nicht die Normwerte. Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom und Frauen in den Wechseljahren leben mit dauerhaft erhöhten LH-Spiegeln. Dauerhaft erniedrigt sind die Werte unter anderem bei Untergewicht, bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder einer Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)1 4 5. Andere hormonelle Medikamente, Antibiotika, Psychopharmaka sowie vielerlei Grunderkrankungen können die Werte ebenfalls beeinflussen. Wenn du dauerhaft positive Testergebnisse bekommst, solltest du bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin abklären lassen, was dahintersteckt. Ebenso, wenn deine Tests bei mehreren Zyklen dauerhaft negativ bleiben.

Problem 2: LH-Test ist nicht gleich LH-Test

Nicht jeder Ovulationstest spricht bei jeder Frau und jedem Lebensstil gleich zuverlässig auf die hormonellen Schwankungen und den Anstieg vor dem Eisprung an. Je höher der IU/l-Wert, der auf der Packung steht, desto später zeigt der LH-Test einen Peak an – desto weniger empfindlich ist der Test also. Besonders sensitive LH-Tests reagieren schon ab 10 oder 20 IU/l. Das ist jedoch nur dann aussagekräftig, wenn dein Wert zu Zyklusbeginn und -ende dauerhaft darunter liegt. Deshalb ist es zu Beginn deiner Messungen mit LH-Tests auch sinnvoll, erst einmal zu ermitteln, wie dein persönliches Muster ist und wann sich dein Peak normalerweise zeigt. Bei zu vielen negativen oder positiven Ergebnissen solltest du unterschiedlich empfindliche Tests miteinander vergleichen und dich gegebenenfalls beim Arzt oder der Ärztin durchchecken lassen.

Problem 3: Welchen Urin nehme ich nur?

Die dritte Herausforderung hängt mit der 2. direkt zusammen: Viele Frauen nehmen Morgenurin für den Test, weil dieser ja auch beim Schwangerschaftstest so schön aussagekräftig ist. Doch mit dem hoch konzentrierten Morgenurin steigt die Chance für ein falsch positives Testergebnis3.

Ebenfalls falsch: Direkt vor dem Testen viel trinken. Dadurch wird der Urin womöglich so stark verdünnt, dass trotz Eisprung kein positives Testergebnis gezeigt wird. Expert:innen empfehlen, vor dem LH-Test mindestens vier Stunden nichts zu trinken3.

Problem 4: Schwankungen im Tagesverlauf

Der Ausstoß von LH passiert nicht gleichmäßig, sondern schubweise über den Tag verteilt. So kann es sein, dass Frauen am selben Tag sowohl positiv als auch negativ testen. Aus diesem Grunde wird empfohlen, sich für eine Uhrzeit zu entscheiden und mit dem individuell am besten geeigneten Test (siehe Problem 2) immer zu dieser Zeit den LH-Wert zu messen, um das persönliche Muster zu erkennen4.

Problem 5: Definitiv kein Verhütungsmittel!

Manche Frauen ohne Kinderwunsch denken, sobald sie ihren persönlichen LH-Peak ermittelt haben, dass einen Tag nach dem Eisprung jegliche andere Verhütung wegfallen darf. Aber wie die Probleme 1 bis 4 bereits zeigen, kann das Testergebnis schnell daneben liegen. Hier einmal den Eisprungtest vergessen, da eine nahende Infektion, dort eine beginnende Hormonstörung – und schwupps, schon ist ein Wert falsch positiv oder negativ und frau ungewollt schwanger. Ab Beginn der Wechseljahre (Perimenopause) verlieren LH-Tests dauerhaft an Aussagekraft. Eisprünge und somit Schwangerschaften sind jedoch weiterhin möglich.

Denk auch daran: Vor dem Eisprung zeigen LH-Tests definitiv nicht alle fruchtbaren Tage an. Denn Spermien können im weiblichen Körper fünf bis sechs Tage warten, bis sich die Eizelle aus den Eierstöcken auf den Weg macht. Wenn du regelmäßig ungeschützten Sex hast, ist es, wenn der LH-Test einen Peak zeigt, für die Verhütung eventuell zu spät.

Problem 6: Unzuverlässige Säule der Kinderwunsch-Planung

Ja, der LH-Test kann eine Säule der Familienplanung sein. Doch wenn du deinen Körper wirklich besser kennenlernen möchtest und wissen willst, wann du fruchtbar bist, dann sind andere Methoden erfolgsversprechender. Jeden Morgen die Basaltemperatur messen und die Kurve aufzuzeichnen ist ein Weg. Zyklustracker wie zum Beispiel mit Daysy machen es dir bequemer, sind besonders genau und du profitierst von den Erfahrungen von Millionen anderer Nutzerinnen. Ergänzend kannst du auch deinen Zervixschleim jeden Morgen beobachten und das dahintersteckende Muster erkennen4. Es steht dir zudem frei, verschiedene Methoden zu kombinieren – zu ihnen können LH-Tests gehören.

Schwangerschafts-Frühtest zum Schnäppchenpreis? Besser nicht

Nach dem Eisprung wollen Frauen mit Kinderwunsch natürlich frühzeitig wissen, ob es geklappt hat. Theoretisch könntest du in diesem Falle übriggebliebene LH-Tests als Orakel befragen. Diese bleiben nämlich dauerhaft positiv, wenn eine Empfängnis stattgefunden hat – das Schwangerschaftshormon HcG ist dem LH sehr ähnlich. Nach einigen Tagen positiver LH-Tests nach dem Eisprung liegt der Gedanke an eine Schwangerschaft somit nahe4 5

Problem 5 zeigt jedoch, wie schnell du da daneben liegen kannst. Dieses Orakel ist eben leider ungenau. Dazu kommt das Risiko, das du auch mit einem Schwangerschafts-Frühtest eingehst: Der LH-Test bleibt womöglich noch positiv, nachdem dein Körper schon entschieden hat, die Schwangerschaft nicht fortzusetzen. Weil der Chromosomensatz des Embryos nicht stimmte, weil die Einnistung schieflief … Gründe gibt es viele. Ein natürlicher Selektionsprozess, der mit der normalen, pünktlichen Regelblutung endet. Diese kann nach einem positiven LH-Test-Orakel und der Freude darüber Trauer und Schmerz auslösen.

Wenn du dafür gewappnet bist, kannst du durchaus mit Ovulationstests orakeln. Du könntest aber auch – ohne Zusatzkosten – ein paar Tage länger warten und dann mit Zyklustrackern wie Daysy nachvollziehen, wie wahrscheinlich es ist, dass du ein Baby erwartest. Bei Daysy leuchten, wenn die Hochlage nicht endet, zum Zyklusende alle drei Lichter gleichzeitig. Sollte dann wie erwartet die Regel ausbleiben, ist die Chance auf ein Happy End erheblich höher als noch eine Woche zuvor.

Ob du nun eine Schwangerschaft planen oder „nur so“ ein besseres Verständnis für deinen Körper gewinnen möchtest: Natürlich kannst du LH-Tests ohne große Kosten oder Mühen dafür nutzen. Doch erwarte dir bitte nicht zu viel davon. Und bei dauerhaft zu hohen oder zu niedrigen Werte: Konsultiere deine Gynäkologin oder deinen Hausarzt.

Autor: Dr. Niels van de Roemer

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1) https://www.apotheken-umschau.de/diagnose/laborwerte/lh-luteinisierendes-hormon-ausloeser-des-eisprungs-740769.html

2) https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/natuerliche-familienplanung/fruchtbare-tage-selbst-bestimmen-methoden/

3) https://www.dr-nabielek.de/gynaekologie/kinderwunsch/ovulationstest

4) www.mynfp.de/ovulationstests

5) https://www.netdoktor.de/kinderwunsch/ovulationstest/